Erich Mühsam Veranstaltungsreihe
Erich Mühsam steht wie kaum ein zweiter Dichter für die gesellschaftlichen Umbrüche der Weimarer Republik.
Eine umfangreiche Veranstaltungsreihe – inklusive Ausstellung und Fachtagung – erinnert an den Schriftsteller Erich Mühsam, dessen Ermordung durch die SS im KZ Oranienburg sich dieses Jahr zum 90. Mal jährt.
Sein Leben hatte durchaus auch positive Bezüge zur Stadt und ihren Bewohnern: So gab es zum Beispiel Berührungspunkte mit der lebensreformerischen Obstbau-Siedlungsgenossenschaft Eden, lange bevor Oranienburg zu seinem Todesort wurde.
Ein Kreis von Menschen aus dem Kulturverein Alte Mosterei Eden e.V., dem Demokratieforum Oranienburg, dem Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V. sowie der Erich Mühsam-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, an den 90. Todestag von Erich Mühsam mit einem Veranstaltungsreigen zu erinnern – das ausführliche Veranstaltungsprogramm findet ihr unter:
www.muehsam-in-oranienburg.info/Muehsam
Ausstellung zu Leben und Werk
Auf über 40 Tafeln informiert die Ausstellung über Leben und Werk von Erich Mühsam, die vom 21.06. – 27.07.2024 in der Städtischen Verwaltung im Schloss Oranienburg werktags von 9:00 – 18:00 Uhr zu sehen sein wird. Eintritt frei.
Fachtagung zu Erich Mühsam in Oranienburg (04.07. – 07.07.2024)
Die mehrtägige Fachtagung begibt sich auf eine Spurensuche und sucht Antworten auf die Fragen: Wie kam Erich Mühsam im KZ Oranienburg zu Tode? Wird das Andenken an ihn bei der Neugestaltung des Gedenkortes „KZ Oranienburg“ ausreichend berücksichtigt? Wie erging es seiner Frau Zensl nach der Ermordung ihres Mannes? Was waren seine Berührungen mit der lebensreformerischen Bewegung, zu der auch die Siedlungsgenossenschaft Eden zählt? War Erich Mühsam in Eden? Für Sonntag, 07.07.2024 ist ab 10:00 Uhr eine Exkursion nach Eden geplant. Neben Führungen durch die „Eden“-Ausstellungen und über das historische Siedlungsgelände werden in einem Vortrag die Berührungspunkte Erich Mühsams mit der Siedlungsgenossenschaft Eden untersucht.
Alle Veranstaltungen der Tagung sind auch einzeln besuchbar.
Konzert: Isabel Neuenfeldt übersetzt Gedichte von Erich Mühsam in Akkordeon und Gesang
Über Erich Mühsam
Am 6. April 1878 wurde Erich Mühsam in Berlin geboren und wuchs später in Lübeck auf. Das Gymnasium suspendierte ihn 1896 wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“. Es folgte eine Ausbildung zum Apotheker, dem Beruf des Vaters. Um 1900 entfloh er dieser bürgerlichen Enge und zog nach Berlin. Dort arbeitete er als freier Schriftsteller. Er schrieb für Zeitschriften und tauchte immer tiefer in die anarchistische Bewegung ein. Es folgten Wanderjahre, die ihn u.a. zu der alternativen Gemeinschaft auf dem Monte Verita bei Ascona führten. Über die lebensreformerische Bewegung hatte er auch Kontakt mit der Siedlung Eden in Oranienburg. 1909 zog er nach München, wurde Teil der Schwabinger Boheme und gab die Zeitschrift „Kain“ heraus. Mühsam heiratete 1915 Kreszentia („Zenzl“) Elfinger. In der Münchner Räterepublik 1918/19 waren Gustav Landauer und er entscheidende Akteure. Von der Reaktion verhaftet setzte er sich in der Festungshaft kritisch mit den Revolutionsereignissen und dem Marxismus auseinander. Nach seiner Entlassung Ende 1924 versuchte er im Berlin der Weimarer Republik vergeblich, linke Kräfte für eine gesellschaftliche Revolution und gegen den aufkommenden Faschismus zu bündeln.
Als jüdischer Intellektueller und Anarchist wurde er im Februar 1933 eines der ersten Opfer der Nationalsozialisten. Mühsam veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände, Theaterstücke, und politische Aufsätze.