Mal eben ein paar Äpfel ernten …

Da die diesjährige Apfelernte in Eden sehr dürftig ist, freuten wir uns über ein Angebot aus Oranienburg. Ein Bekannter hatte gerade nahe der Havel inmitten der Stadt einen – für Edener Verhältnisse – winzigen Garten übernommen und wusste jetzt mit der Fülle seiner Früchte nicht wohin.

So klein wie das Oranienburger Gärtchen war, desto größer waren die beiden einzigen Bäume dort. Ein hoher Apfelbaum und ein ebenso großer Birnenbaum hingen voller prächtiger Früchte.

Hier waren auch schon andere herbeigerufene Erntehelfer eifrig am Werk und es kamen immer wieder Leute vorbei, die gern etwas Obst kaufen wollten. Auch so manch ein Zaungast ließ sich das beginnende Schauspiel nicht entgehen. Es war richtig was los.

Wie gut, dass uns Edener Freunde begleiteten und dass unser Sohn berufsmäßig mit dem Klettern auf hohe Bäume zu tun hat. Ein Apfelpflücker mit einem langen Teleskopstiel kam zum Einsatz und die so geernteten leckeren Früchte legten wir vorsichtig wie rohe Eier in die mitgebrachten Kisten.

Doch das Angebot, das am Baum hing, war gigantisch und so nicht zu bewältigen. Also wurde auch geschüttelt. Der Sohn hing oben im Baum und brachte die Äste in Bewegung und wir anderen standen unter dem Baum mit einer gespannten Plane, damit die Äpfel nicht ganz zu unsanft zu Boden kamen. Es klackerte nur so vom Baum und es war reiner Zufall, dass wir nicht von all den Äpfeln erschlagen wurden. Eine herumliegende kleine Wanne musste dann auch mal als Schutzhelm herhalten.

Wir sammelten ein und verstauten alle Früchte in unseren Fahrzeugen und hatten wohl auch etwas die Übersicht verloren. Das ganze Ausmaß unserer Ernte sahen wir dann beim Ausladen in Eden: Äpfel über Äpfel, die nun auf ihre Verarbeitung warteten. Also machten wir uns ans Werk.

Im Garten der Freunde war alles vorhanden, was wir brauchten.  Der Gartenschlauch und eine alte große Zinkbadewanne dienten als Waschanlage. Wir Frauen waren die Wäscherinnen und befüllten dann den Häcksler, der die Früchte klein schredderte. Diesen bediente unser 13-jähriger Enkel. Alles wurde in einer großen Maurerbudde aufgefangen und dann in die Hebelpresse eingefüllt. Hier war unser Sohn der Herr der Drehungen mit Muskelkraft. Der bronzefarbene Apfelsaft floss dann in einen großen Eimer hinein und verbreitete einen fruchtigen Duft nach Sommersonnenernte.

Der Fruchttrester duftete ebenfalls. Dieser wurde in die Schubkarre gefüllt und in Richtung Hühnerhof gefahren. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass diese Reste der gepressten Früchte des einstigen Eden-Betriebes auf Anfrage der Edener Gärtnerinnen und Gärtnern in großer Fuhre vor den Grundstücken abgeladen wurden und diese Fruchthügel dann durch die Siedlung rochen, bis sie in den Edener Gärten als Kompost verarbeitet wurden. Das war in den 1970er und 1980er Jahren und sicher auch schon früher.

Auch musste ich an die fleißigen Frauen denken, die einst im Eden-Betrieb gearbeitet haben. Das war sicher keine leichte Arbeit, die sie hatten. Sie machten aber immer einen vergnügten Eindruck. Mittags sah man sie in ihrer Arbeitskleidung und in Gummistiefeln im Konsum einkaufen. Schade, dass ich die kleine Edener Saftbude nie in Aktion erlebt habe.

Nun ging es im hinteren Teil des Gartens weiter, denn es wurden drei kleine Öfen mit Holz befeuert. Auf diese kamen riesige Kochtöpfe mit dem frischgepressten Apfelsaft, der nun erhitzt wurde. Diese ganze spontane Saftherstellung brachte uns ein Problem, denn die Flaschen reichten nicht aus. Eine Lösung wurde gefunden: der Saft kam in Edelstahlbehälter, die sonst für die Bierbrauerei genutzt werden. Das Ganze wurde mit Kohlendioxid versetzt und somit haltbar gemacht. Natürlich wurde und wird mit dem Saft auch experimentiert, denn es sollen auch Cider und Cidre entstehen.

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Die Zeit verging und es wurde langsam dunkel und wir arbeiteten im Licht eines Scheinwerfers weiter.

Ja, aus der Aktion „Mal eben ein paar Äpfel ernten“, war nix geworden. Das Ganze hatte dann doch etwas mehr Zeit und Kraft gekostet. Doch es hat sich gelohnt und wir haben jetzt einen guten Wintervorrat und sind darüber ganz glücklich. Danke an alle die geholfen haben und Dank dem Spender des ganzen Segens!

In diesem Sinne grüßt euch Christiane