Der Edener Waldgarten
EIN SPAZIERGANG DURCH DEN EDENER WALDGARTEN bzw. DAS EDENER SONNENBAD
Es ist Ende März 2024 und wir haben uns vorgenommen das einstige Edener Sonnenbad zu besuchen. Schon lange waren wir nicht mehr an diesem Ort, ganz am westlichen Rand unserer Siedlung. An einem sonnenlosen Nachmittag gehen wir durch das Eingangstor hindurch. Der Schriftzug „Waldgarten“ ist bereits verwittert. Eine beidseitig beschriftete Infotafel aus dem Jahre 2009 gibt uns ausführlich Auskunft über die Historie dieses Flecken Erde in unserer Genossenschaft und das Konzept des Gesundheitsgartens “PhytoFit-Eden”.
Hier empfängt uns eine Urwüchsigkeit, doch noch ist es licht, denn das baldige Grün an Büschen und Bäumen befindet sich gerade erst in der Startphase. Wir können also gut durch das Gelände schauen und das Biotop wahrnehmen. Ein Nistkasten zeigt sich an einem hohen Baum und ein anderer hat ein Baumhaus aufzuweisen. An einigen Bäumen rankt Efeu empor und auf dem Boden blühen blaue Scilla und gelbes Scharbockskraut. Bäume sind umgefallen und auch der Muhrgraben ist teilweise von Bäumen begraben. Die kleine blaue Brücke, die uns das Überqueren des Wassers erlaubt, neigt sich schon leicht zur Seite. Eine Benjeshecke ist zu sehen und ein großer Berg von Gartenabfällen. Auch Scherben alter Gläser und Flaschen schauen aus dem Erdreich heraus. Der Lärm der Autos auf der Umgehungstraße unmittelbar hinter dem einstigen Sonnenbad ist unüberhörbar. Tiere konnten wir an diesem Nachmittag nicht beobachten, doch sie werden ihren Lebensraum an dieser Stelle zahlreich gefunden haben.
Zum Frühjahrputz am 20. April soll hier nun aufgeräumt werden. Das ist sicher auch notwendig, doch sollte es behutsam geschehen, damit uns und den sich dort angesiedelten Tieren das Edener Biotop erhalten bleibt.
Die Infotafel gibt Auskunft über die Historie des Edener Sonnenbades:
Vom Sonnenbad zum Waldgarten
Die Geschichte und die Entwicklung dieses Standortes in der Obstbau-Siedlungs-Genossenschaft Eden
Die Geschichte dieses etwa 2 ha großen Waldstreifens mit dem Muhre-Nebenarm (Muhrgraben) an der westlichen Grenze der Edener Obst-Siedlungsgenossenschaft ist mindestens so lang wie die Geschichte der Genossenschaft selbst. Einige Jahre nach der Gründung der damaligen Vegetarischen Obstbau-Kolonie Eden e.G.m.b.H. wurden hier mit großem Aufwand in dieser ursprünglichen Sumpflandschaft schnellwachsende Laubgehölze und auf kleinen Hügeln aus Rigolenaushub Apfelbäume gepflanzt. Es wurde auch ein Teich angelegt und die Ur-Edener trafen sich hier zum Sonnenbaden. Darauf geht die immer noch gebräuchliche Ortsbezeichnung „Sonnenbad“ zurück. Anschließend wurde an diesem Ort 1932 für den 8. Internationalen Vegetarierkongress eine Freilichtbühne etabliert, die nur einige Jahre bestand.
1995 beschlossen die Edener, das ehemalige „Sonnenbad“ aus dem „Dornröschenschlaf“ erwachen zu lassen und mit der Umgestaltung dieses Geländes zu einem Waldgarten die alten Edener Intentionen zu einer neuen Blüte zu verhelfen.
Dieser Standort war bis vor einigen Jahrhunderten das Randgebiet eines Auenwaldes der Muhre oder auch Malsow genannt. Dieser ursprüngliche Auwald wurde bis Ende des 17. Jahrhunderts abgeholzt und verwandelte sich dadurch in eine unpassierbare Sumpflandschaft.
Ihren Pflanzenreichtum verdankt die Muhrelandschaft der Tatsache, dass sie in der Vergangenheit in großen Teilen bewaldet war.
Neben vielen feuchteliebenden und selten gewordenen Blütenpflanzen mit zahlreichen Orchideenarten bietet ein solcher Standort auch gute Bedingungen für eine reichhaltige Vogel-, Insekten- und Amphibienwelt.
Der westliche Teil der 1893 gegründeten Vegetarischen Obstbau-Kolonie Eden e.G.m.b.H. an den Ausläufern der Muhre wurde in den ersten Jahren nach der Gründung nur als Wiesenstreifen genutzt. Das von hohem Grundwasserstand geprägte und stark dem Wind und Wetter ausgesetzte Gebiet wurde auch „Neu-Holland“ genannt. Der Muhrgraben führte ganzjährig Wasser und wurde nach der Anlage eines künstlichen Teichs von den Siedlern als Badestelle genutzt. Die Wiese diente als Sonnenbad, das dem lebensreformerischen Anliegen der Siedler nach Freikörperkultur, Sport und der Kommunikation entsprach.
Eine gartenbauliche Nutzung war durch die herrschenden Bedingungen erschwert. Trotzdem unternahmen die Siedler einige Anstrengungen das Gelände für Anpflanzungen herzurichten. So wurde 1904 die erste Bepflanzung mit schnellwachsenden Laubbäumen wie Erlen (Alnus spec.), Eschen (Fraxinus excelsior), Schwarzpappeln (Populus nigra) und Weiden (Salix spec.) beschlossen. Speziell die Weiden sollten den schwankenden Grundwasserstand im westlichen Siedlungsteil Edens stabilisieren und absenken. Weidenruten wurden zur Herstellung von Körben für den Transport der in den Gärten produzierten Früchte benötigt. Unterpflanzungen der hohen Bäume wurden mit der Gemeinen Haselnuss (Corylus avellana) geplant, wohl auch um deren Früchte zu ernten.
Die wenigen Obstbäume auf dem Sonnenbadgelände wurden auf Hügeln aus Rigolenaushub gepflanzt, um sie vor dem hohen Grundwasser zu schützen. Die Trockenlegung des Geländes erfolgte erst durch die Muhreregulierung in den Jahren 1933/34 von zwangsarbeitenden Häftlingen des KZ Oranienburg. Weitere Grundwasserabsenkungen beim Bau des Flugplatzes der Heinkel-Werke verursachten ein Absterben vieler Obstbäume. Statt derer wurden auf der Fläche 500 Lindensämlinge (Tilla spec.) als später zu verkaufende Alleebäume bzw. als Bienenweide ausgebracht.
1932 entstand an der Stelle des inzwischen zugeschütteten Teichs die Freilichtbühne der Edener Heimatbühne. Anlässlich des 8. Vegetarierkongresses 1932 in Eden wurde hier zum ersten Mal vor großem Publikum gespielt. Noch einige Jahre in Folge wurde der Platz als Freilichtbühne genutzt, mindestens bis zu den Olympischen Spielen 1936.
Heute besteht ein dicht bestandener Waldstreifen, der im Westen durch einen Nebenarm der Muhre begrenzt wird. Weitere Informationen zur Geschichte des Sonnenbades finden Sie in der Eden-Ausstellung.
Im Jahr 1995 wurde auf Grund einer Festlegung des Vorstandes und Aufsichtsrates der Genossenschaft mit der Rekultivierung des Sonnenbades begonnen. Überalterte Strauchgruppen und einzelne Bäume wurden mit Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde entfernt, Ersatzpflanzungen vorgenommen und auch die Gräben wurden beräumt.
Seit 2007 wird der Gesundheitsgarten „PhytoFit-Eden“ entwickelt. Neben einer 8300 m² großen Fläche im mittleren Teil der Obstbausiedlung Eden gehört zum Konzept Gesundheitsgarten auch der Waldgarten am Sonnenbad.
Geplant ist hier die Wiederherstellung des Sonnenbades nach historischem Vorbild. Der Waldbaumbestand wird durch die fragmentarische Pflanzung von Obstbäumen, Gemüse und Kräutern nach Waldgartenprinzip angereichert und dadurch im Sinne der Idee der Edener Gründerväter nicht nur als Erholungsort, sondern auch zu gärtnerischen Zwecken genutzt. Damit wird das Sonnenbad ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitsgartens Eden.
Eden-Genossenschaft (Februar 2009)
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Aus Anlass der LAGA im Jahr 2009 wurde eine Umgestaltung des Sonnenbades vorgenommen. Eden war offizieller Außenstandort der Landesgartenschau in Oranienburg. Gartenfreunde öffneten für die Besucher ihre Gärten, es gab Führungen durch die Siedlung und man konnte den neu entstandenen Gesundheitsgarten (Phytofit) sowie den Waldgarten kennen lernen. Die Edener und ihre Gäste trafen sich sonntags in der Eden-Ausstellung und im neuen Eden-Café.
Das historische „Sonnenbad“ wurde zu einem parkähnlichen Wäldchen mit gärtnerischen Elementen entsprechend der alten Edener Idee umgestaltet. Dazu waren lediglich einige Auflichtungen notwendig. Der Baumbestand übernahm eine kleine Schutzfunktion gegenüber dem Verkehrslärm der nahegelegenen Umgehungsstraße B 96. Trotz dieser Beeinträchtigung konnte sich hier ein schützenswerter Lebensraum mit reicher Artenausstattung erhalten. Als Produktionsort für vitaminreiche Wildobstsorten, Nüsse und Kräuter wurde der Waldgarten Bestandteil des „Phytofit Eden“. Durch Schautafeln konnten sich die Besucher über die Geschichte und Nutzung informieren.
Der Gesundheitsgarten „Phytofit Eden“ entstand auf einer Fläche von 8.300 m² im Südweg und Leuschweg und bestand aus der Apfeldemonstrationsanlage, einer kleinen Baumschule, einer frei wachsenden Wildobsthecke, einer Kräuterarena, einem Heilkräutergarten, Einrichtungen zum ökologischen Pflanzenschutz, der Kompostanlage, dem Bienen- und Gesundheitspfad Eden, einem Barfußlaufpfad sowie einem Garten der Heilkulturen.
Eine spätere Bebauung dieser Flächen hat viel Unmut hervorgerufen. Geblieben ist der Waldgarten, ein Biotop vor unserer Haustür, welches wir uns weiterhin bewahren sollten.
In diesem Sinne grüßt euch Christiane
Jetzt nehme ich euch noch auf virtuelle Waldgarten-Spaziergänge von Sabine und Robert in den Jahren 2008, 2009, 2011 und 2017 mit. Es ist Frühling und Sommer und die Sonne strahlt in das satte Grün hinein. Diese Fotos wurden mir von Robert für das EdenerNetz zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Mai 2008
2009
April 2011
Juli 2017