Tiere: Diesmal in der Kunst
Charlotte hat wieder einen Text für uns geschrieben, diesmal geht es um die Tiere in der Kunst, wenn Euch ein Thema näher interessiert, dann kann Charlotte sich damit näher befassen, schreibt uns Eure Wünsche
Das Tier in der Kunst
Die Darstellung von Tieren begleitet die Menschheit schon
Jahrtausende und ist seit jeher ein wichtiges Mittel, die
Lebensumstände und Gefühlswelt der Zeit auszudrücken. Die
Höhlenmalerei vor ca. 30.000 Jahren ist ein erstes Zeugnis dafür. Sie
zeigt auf rudimentäre Art die Beziehung zwischen Menschen und den
Tieren ihrer Umgebung und hält die Faszination fest, mit welcher wir
auch heute noch auf die Tierwelt schauen. In jeder Kultur, die
gegenständliche und figurative Bilder bzw. Darstellungen
hervorbrachte, sind Tierdarstellungen zu finden. Die alten Ägypter zum
Beispiel glaubten an Götter, die wie Mischwesen aus Mensch und Tier
aussahen. Anubis, der Gott der Totenriten, trägt einen Schakalkopf. Er
ist einer der wichtigsten Götter in der ägyptischen Mythologie, da er
die Mumifizierung der Körper bewacht, ohne die, nach dem Glauben der alten Ägypter, die Seele nicht ins Jenseits hinübergehen kann. Auch in anderen Kulturen wird Tieren eine göttliche Spiritualität zugeschrieben, weswegen sie verehrt und sogar heiliggesprochen werden.
In der Malerei sind sie wichtige Symbolträger und bezeichnen sogar eine eigene Gattung in der gegenständlichen Malerei. Die Tiermalerei wurde im 16. Jahrhundert von Albrecht Dürer als fester Bestandteil der bildenden Kunst etabliert. Sein Holzschnitt „Rhinocerus“ und
das Aquarell „Der Feldhase“ sind gute Beispiele hierfür und seine bekanntesten Tierdarstellungen. In Europa wächst die Faszination für die Tierwelt, da durch den Kolonialismus immer mehr
Tiere nach Europa gebracht werden, die dort noch unbekannt sind. In Holland kam es im 17. Jahrhundert dann in Mode, Landschaften mit Tieren auszustaffieren, was dann später im 18. Jahrhundert zu ganzen Tierportraits avancierte.
Der englische Maler George Stubbs wurde einer der bekanntesten Pferdeportraitisten seiner Zeit. Die ästhetische und realistisch-romantische Darstellung der Tiere lag dabei im Vordergrund. Diese Kompositionen von Natur, Tier und Mensch wurden Wegbereiter der Genremalerei oder auch Sittenmalerei genannt. In dieser Kunstepoche wurden vorrangig alltägliche Szenen dargestellt, was eine große Nachfrage an Abbildungen von Tieren mit sich brachte, da diese zum alltäglichen
Leben von armen wie auch von adligen Menschen dazugehörten. Als aber die Fotografie die Möglichkeit gab, das Leben in einem kurzen Moment festzuhalten, löste sie, Hand in Hand mit der modernen Kunst diese alltäglichen Darstellungen ab.
In der Moderne wurden Tiere oft als Mittel genutzt, Emotionen auszudrücken. Sie bekamen die Eigenschaften von Menschen bzw. sollten den Mensch in seinem Handeln spiegeln. Die realistischen Darstellungen nahmen zwar ab, doch die Tiere waren nach wie vor ein beliebtes und wichtiges Thema in den Werken der gegenständlichen Kunstrichtungen wie zum Beispiel des Expressionismus. In „Blaues Pferd“ von
Franz Marc wird das Tier als Symbol für Jugendlichkeit und Kraft eingesetzt, auch die Pose des Fohlen ist personifiziert: es wirkt, als würde es nachdenken, sich besinnen. Die Farbwahl
des Bildes spielt auch eine wichtige Rolle in der Deutung, denn auch sie trägt Symbolkraft, die Marc selbst erklärte. So stehe für das „männliche“ Prinzip, herb und geistig, das Gelb für das „weibliche“ Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Demnach beschreibt das Bild das sich Ergänzen von Mann und Frau im Leben mit den in kontrastgesetzten Farben im gesamten Werk und
dem starken, kraftvollen, aber sinnenden Pferd.
Es lässt sich eindeutig sagen, dass sich die Darstellung von Tieren durch die gesamte Geschichte der Kunst und somit auch der Menschheit zieht. Und dennoch, nach all der Zeit, in der wir neben den Tieren gelebt haben, faszinieren sie die Menschen nach wie vor. Tiere werden dazu genutzt, die Umgebung zu beschreiben und zu verstehen, sie werden als Symbolträger oder Charaktereigenschaften personifiziert und als andersartige Gefühlswesen den Menschen gegenübergestellt. Der Mensch versucht immer wieder sich das Tier zu eigen zu machen, zähmt es, isst es, gibt ihm göttliche Eigenschaften, erforscht es, malt es, schreibt über das Tier Bücher, besingt es, lebt mit ihm zusammen. Doch das Tier schweigt. Vielleicht ist es das, was den Menschen so fasziniert und gleichzeitig so wahnsinnig macht: der Mensch braucht das Tier und sei es nur zur Nahrung. Aber das Tier braucht den Menschen nicht. Das Tier sieht den Menschen auch nicht als Begleiter, nicht mal als Rivalen. Das Tier sieht uns nur an und wir sehen in diese Augen, die unseren so ähnlich sind und fragen uns was es denkt, ob es denkt, ob es uns wirklich sieht.
Aber das Tier schweigt.
Blau für ihn